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DAH-Studie stellt Lücken in PrEP-Versorgung fest
Eine neue Studie der Deutschen Aidshilfe (DAH) weist auf starke regionale Unterschiede im Versorgungsangebot mit der HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) in Deutschland hin. Neben der bekannten Unterversorgung in vielen ländlichen Gegenden legt die Untersuchung dabei erstmals auch ein potenziell unzureichendes Angebot in deutschen Großstädten wie Berlin, München und Hamburg nahe.
Die Studienautor:innen Axel Jeremias Schmidt (DAH), Daniel Schmidt (RKI), Dirk Sander und Silke Klumb (beide DAH) unterteilen Deutschland in ihrer Untersuchung in 95 nach Postleitzahlen geordnete Gebiete und gehen dabei von insgesamt 455 Ärztinnen und Ärzten aus, die dort eine qualifizierte PrEP-Verordnung anbieten, darunter auch solche, die nicht in der dagnä organisiert sind. Der Epidemiologe Axel Jeremias Schmidt weist zudem darauf hin, dass „Mediziner:innen dabei mehrfach gezählt werden konnten, wenn sie die PrEP in verschiedenen Gebieten verordnen“ – was zum Beispiel der Fall sein kann, wenn die Stammpraxis Zweigstellen in unterschiedlichen Regionen betreibt.
Anhand von vier Karten (siehe Abbildung u.) wird dabei die ungleiche Verteilung des PrEP-Angebots in Deutschland visualisiert und auf die teilweise hohe Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage hingewiesen. Um die Nachfrage zu ermitteln, wurde in der Studie die Verteilung von Männern zugrunde gelegt, die mit häufig wechselnden Partnern Analverkehr haben. Auffällig dabei ist, dass auch eine augenscheinlich hohe Dichte an PrEP-Verordnenden wie zum Beispiel in Berlin der Nachfrage möglicherweise nicht gerecht wird. Dies passt zu der Erfahrung, dass PrEP-Interessierte auch in Großstädten häufig mit längeren Wartezeiten für ihren ersten Termin rechnen müssen.
„Wir sehen in den Großstädten ein eher durchschnittliches Verhältnis von Angebot und Nachfrage“, sagt Schmidt. Zwar gebe es dort absolut gesehen viele Anbieter, aber auch sehr viele Menschen, die von der PrEP profitieren würden.
Besondere Sorgen machen Schmidt Regionen wie Halle, Rostock oder Bayreuth, wo es teilweise keine einzige qualifizierte Verordnungsstelle gibt. Gleichzeitig sieht er aber auch Lichtblicke: „Es gibt motivierende Beispiele mit einer guten Versorgung, etwa die Regionen Trier und Regensburg.“ Schmidt führt dies vor allem darauf zurück, dass es Community-Organisationen dort gut gelungen sei, ansässige Ärztinnen und Ärzte von den Vorteilen der PrEP zu überzeugen. „Da müssen wir ansetzen, um die Versorgung auch in anderen Gebieten zu verbessern“, sagt er. Auch die Lokalpolitik könne dabei helfen, Anreize zu schaffen.
Die PrEP gilt als hochwirksame medikamentöse Methode, um eine HIV-Infektion zu verhindern – insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), können sich damit vor HIV schützen und gleichzeitig eine Ausbreitung des Virus verhindern.
Alle Ergebnisse der Studie finden Sie zusammengefasst: hier.